Interview mit Vater und Sohn zum 25-jährigen Jubiläum der BTS AG

Vater Res und Sohn Sandro wurden unabhängig voneinander zu den Jahren 1995 bis 2020 der BTS AG befragt. Das Ergebnis verrät nicht nur das eine oder andere Erfolgsgeheimnis im Geschäftsleben, sondern auch, wie der Generationenwechsel in einem KMU funktionieren kann.

«Sandro, wie bist du in die BTS AG hineingeraten?»
Sandro:
«Ich habe schon als Ferienjöbbler in den Schulferien Geräte geputzt und während der Lehrzeit am Wochenende mitgeholfen zu bohren und zu montieren. Mein Vater wollte, dass ich einsteige, aber das war für mich nie ein Thema. Bis nach meiner Australienreise 2003. Mein Vater konnte damals nach einer Operation nicht voll arbeiten und ich brauchte eine Übergangslösung. Doch dann hat es mir den Ärmel richtig reingenommen und so wurde ich vom «Stromer» zum «Tröchni».»

«Wieso hat es dir den Ärmel reingenommen?»
Sandro: «Als «Stromer» war ich oft ein halbes Jahr lang auf derselben Grossbaustelle. Im Gegensatz dazu hatte ich als «Tröchni» viel mehr Abwechslung. Ausserdem gefiel es mir, mit den Versicherungen in einem Vertrauensverhältnis zu arbeiten. In Abwesenheit meines Vaters geriet ich zudem sehr früh in die Verantwortung – das war das Beste, was mir mit 23 Jahren passieren konnte. Ich hatte eine schöne Zeit mit meinem Vater. Ich konnte viel von seinem Wissen profitieren und gleichzeitig viel verändern.»

«Gab es denn nie Reibereien?»
Sandro: «Selten und höchstens bezüglich des Arbeitsrhythmus, nicht inhaltlich. Ich habe nie hinterfragt, wie man trocknet und habe von meinen Vater viel über Bautechnik gelernt, zum Beispiel über die Unterschiede von früher zu heute. Und mein Vater hat seinerseits neue Messtechniken nie in Frage gestellt. Er hat mich immer gefördert und neue Ideen zugelassen. Das war ein grosser Teil des Erfolgs. 2005 haben wir beispielsweise die erste Homepage erstellt. Ich glaube, Res hat den Nutzen damals nicht verstanden, aber er hat den Schritt auch nicht verwehrt.»

«Welche Entwicklung hat es in den letzten 25 Jahren gegeben?»
Sandro: «Früher hatten wir mehr Zeit, um vor oder nach der Arbeit mit den Kunden einen Kaffee zu trinken. Es gab nur Fax und Pager. Heute ist das Handy ein festes Arbeitsinstrument, alles muss schnell gehen und die Kunden möchten oft, dass wir gleich nach dem ersten Telefonat mit der Arbeit anfangen. Auch die Trocknungsgeräte sind digitalisiert worden. So können wir den Stand der Arbeit jederzeit überwachen, ohne selber vor Ort zu sein. Das hilft. Gleichzeitig mag ich es aber nicht, wenn das Handy den Alltag bestimmt und nicht mehr die Arbeit selber – also das messen, überlegen, bohren, montieren und nachmessen.»

«Was hat sich bei der BTS AG nicht verändert?»
Sandro:
«Wir sind noch heute sehr innovativ und wissen immer, was in der Branche passiert. Das ist mir wichtig, doch es fällt manchmal auch schwer und braucht Ressourcen. Wir sind in den 25 Jahren stark gewachsen – aber das familiäre Arbeitsklima konnten wir zum Glück beibehalten. Wir haben einen guten Zusammenhalt und sehr wenig Fluktuation. Dafür bin ich dankbar.»

«Was hebt euch von anderen Trocknungsfirmen ab?»
Sandro:
«Unsere Art der Kommunikation. Wir halten unsere Kunden immer auf dem Laufenden. Und wir betrachten den Schadenfall als Ganzes, nicht nur den Teil, für den wir zuständig sind. So helfen wir den Kunden, den Schaden gesamthaft zu minimieren – das spart Geld und das verstehen wir unter Qualität. Es erklärt vielleicht auch, weshalb wir von Versicherungen gerne bei komplexen oder grossen Schäden beigezogen werden und weshalb wir trotz steigender Mitbewerberzahl wachsen konnten. Was mich besonders freut ist, dass wir unsere Arbeitsqualität trotz diesem Wachstum beibehalten konnten.»

«Was macht dir als Chef am meisten Spass?»
Sandro: «Am Anfang hatte ich Mühe, mich abzugrenzen. Lange hatte ich das Gefühl, dass ich nichts mache, wenn ich im Büro sitze, statt meinen Leuten draussen zu helfen. Aber dann habe ich verstanden, dass es allen mehr nützt, wenn ich stattdessen den Überblick habe. Jetzt fühle ich mich wohl in dieser Rolle. Mit Kunden und Mitarbeitern pflege ich immer noch engen Kontakt – aber halt eher beim Mittagessen als auf der Baustelle. Es macht mir Spass, dass ich niemandem Rechenschaft ablegen muss und keine Aktionäre habe, an die ich rapportieren muss. Wenn ich eine falsche Entscheidung fälle, ist es ganz allein mein Problem. Ich muss keinem etwas beweisen. Wie gut oder wie schlecht ich bin, mache ich mit mir selber aus. Zudem kann ich mich jederzeit an Heidi wenden – sie kennt unser Metier ebenfalls von der Pike auf und gibt auch menschlich gute Ratschläge.»

«Welches Erlebnis ist dir in besonderer Erinnerung geblieben?»
Sandro: «Ich wurde einmal durch eine Verwaltung für eine Lecksuche zu einem Gebäude bestellt. Als ich dort ankam, wurde mir bewusst, dass in diesem Gebäude ein Mitbewerber eingemietet war. Ich rief die Verwaltung an und fragte nach, ob sie den Auftrag nicht lieber dem Mitbewerber geben wollten. Das wollten sie aber nicht. Ich habe dann mein Auto versteckt und gewartet, bis der Mitbewerber Feierabend machte, weil es mir peinlich war. Ich fand ein Leck im Flachdach, aber zum Glück gab es anschliessend nichts zu trocknen.»

«Was arbeitest du in deinem nächsten Leben?»
Sandro: «Wahrscheinlich werde ich Koch. Ich finde es faszinierend, die Leute mit Essen zu begeistern. Das ist wohl die Parallele zum «Tröchni». Ich mag es, wenn die Leute zufrieden sind, mit dem, was ich mache. Ich helfe gern und habe gern positive Rückmeldungen. Qualität ist in beiden Berufen wichtig, dazu gehören Sauberkeit, Ordnung und ein gutes «mise-en-place».»

«Res, wie genau hat alles angefangen mit der BTS AG?»
Res:
«Ich bin gelernter Maurer und machte viele Bauleitungen und Umbauten. Dann gingen zwei Firmen, für die ich arbeitete, nacheinander Konkurs. Deshalb liess ich mich bei einer Wasserschadensanierungsfirma anstellen. Ich erhielt dort zwar keinen festen Lohn, aber 10 % des Umsatzes und zwei Trocknungsgeräte für meine Arbeit. Einmal – es war an meinem Geburtstag – wurde ich nach einem grossen Unwetter nach Davos gerufen. Weil alles überschwemmt war, musste ich als erstes so viele Geräte wie möglich organisieren. Das war ohne Natel und mit meinem kleinen Auto gar nicht so einfach. Eine Hôtelière hat mich gratis übernachten lassen und hat mir eigene Visitenkarten gemacht – mit der Nummer des Hotels drauf, damit ich wenigstens erreichbar war. So kam ich zum Auftrag, die Einstellhalle eines Verwalters zu trocknen. Bevor er mich gehen liess, hat er mir das Versprechen abgenommen, selber anzufangen. Und so kam es. Ich habe mit 5 eigenen Entfeuchtern angefangen. Aber ich hatte ständig zu wenig Material und musste zwei bis drei Mal pro Woche um 05.00 Uhr zuerst auf den Hirzel fahren, um zusätzliches Material zu holen. Schliesslich habe ich dann in meiner Privatwohnung eine Zweitgarage gemietet, so dass ich ein Lager einrichten konnte. Das waren vorwiegend alte «Göpple», die ich von einem Mitbewerber übernehmen konnte und die wir jeweils einpackten, um den Lärm zu dämpfen.»

«Wie kamst du zu Aufträgen?»
Res: «Ich lernte irgendwann den Schadenchef einer Versicherung kennen, der mir regelmässig Aufträge vermittelte. Die Schadenchefs verschiedener Versicherungen hatten alle paar Monate jeweils einen «Höck». So sprach sich das langsam herum und ich lernte immer mehr Personen kennen. Beim ersten Auftrag waren sie meistens skeptisch. Aber weil ich wusste, was ein Rieghaus oder eine Balkenlage mit Schiebboden ist, vertraute man mir rasch. Wenn ich mal einen Fehler machte und zum Beispiel ein Röhrchen anbohrte, sagte ich es immer sofort. Und ich arbeitete immer sauber. Es hiess jeweils «wenn der Hertig da war, kannst du anschliessend sogar vom Boden essen». Das hat mir buchstäblich die Türen geöffnet.»

«Warum hast du deine Firma eigentlich Bau-Trocknung-Service genannt?»
Res: «Weil ich mehr machte, als nur Wasserschäden sanieren. Ich habe etwas vom Bau verstanden, getrocknet und einen zusätzlichen Service geboten: nämlich in Rücksprache mit den Versicherungen gleich auch die nötigen Handwerker organisiert.»

«Was würdest du rückblickend anders machen?»
Res: «Wenn ich mehr Geld gehabt hätte, hätte ich von Beginn an mehr Geräte angeschafft, damit die Zumietung nicht nötig gewesen wäre. Mit jedem zusätzlichen Gerät funktionierte das Geschäft besser.»

«Was unterscheidet die BTS AG noch heute von der Konkurrenz?»
Res: «Die saubere Arbeit und die Ordnung auf der Baustelle. Alle Geräte werden vor dem nächsten Einsatz gereinigt und getestet. Wir gehen in saubere Wohnungen, deshalb rücken wir auch mit sauberen Geräten an. Daran haben wir immer festgehalten.»

«Woran denkst du nach wie vor mit Freude zurück?»
Res: «Wenn ich zum ersten Mal für eine Versicherung gearbeitet hatte, brachte ich die Rechnung anschliessend immer persönlich vorbei. Sandro hat das damals nicht verstanden. Aber heute bringt er die Rechnungen manchmal auch persönlich vorbei. Kontakte sind sehr wichtig. Und zwar auf jeder Ebene. Und natürlich bin ich sehr froh, dass Sandro und Heidi im Geschäft sind und jemand aus der Familie weiterfährt.»